„Wer gelernt hat zu sterben, ist kein Sklave mehr.“

– frei nach Michel Eyquem de Montaigne

 

Greta, bei ihrer UNO-Rede, war wenigstens ehrlich genug, um es klar und deutlich zu formulieren:

„Ich will dass Ihr in Panik geratet!“

Mission erfüllt.

Wenn wir nicht Corona-Panik hätten, oder eine Lockdown-Panik, dann hätten wir Klima-Panik, und wenn wir die nicht hätten dann hätten wir immer noch Terror-Panik, Staatsschulden-Panik, Börsen-Panik, Asteroiden-Panik, Salmonellen-Panik oder irgendeine andere Panik.

Schuld an der Dauerpanik sind nicht (nur) unsere Anführer. Schuld daran sind nicht (nur) die als Journalist angemalten Panik-Aktivisten. Schuld daran sind nicht (nur) die aus jedem Smartphone quellenden „Sozialen Medien“ mit ihren eiskalt emotionsverstärkenden und suchterzeugenden Algorithmen, die es in den drei Minuten, die du auf den den nächsten Bus wartest, unfehlbar hinkriegen, deinem Gehirnstamm Gefühle wie Gier, Hass, Angst und Panik zu entlocken.

Schuld an der Panik-Pandemie ist etwas anderes. Darauf komme ich gleich zu sprechen.

Bis dahin singen erst mal alle mit: Der Planet stirbt, ja er ist schon tot, die Menschen sind schuld, wir müssen Buße tun, weitere Geburten verhindern, alles abschalten – sofort, „gemeinsam“ und möglichst drastisch – doch, ach, leider ist es wohl schon zu spät, wir werden wirklich alle sterben, auch die neueste Studie nach der letzten neuen Studie beweist es.

An Mikroplastik werden wir verenden, am Atomleck verstrahlen, an Hitze verdorren, vom Asteroiden zermalmt, vom Meeresspiegel ertränkt, von Armut zerfleddert und von Corona erstickt!

Nichts scheint die Menschen noch beruhigen zu können. Sobald man die Hand auflegt und gut zuspricht, oder das Armageddon vertagt, wird man zum Leugner. Und Leugner darf man heutzutage steinigen: medial und sozial. Es braucht keine Steine mehr, dazu haben wir ja die sozialen Medien. Und selbsternannte Faktenchecker.

Kommen wir aber zum eigentlichen Punkt:

Die wahren Leugner sind aber nicht die Menschen, welche zu Recht die offiziellen Narrative anzweifeln!

Die wahren Leugner sind diejenigen, die etwas ganz Anderes, viel Wichtigeres leugnen: nämlich den Tod.

Man wird sich schon sehr bald hinstellen und den Tod anzweifeln. Ob er denn sein müsse, ob er denn noch zeitgemäß wäre! Ob er nicht ein furchtbares „soziales Konstrukt“ sei, dass man ausmerzen müsse.

Man wird ihn schlicht nicht mehr als uns Menschen überlegene Naturgegebenheit anerkennen, genauso wie man unsere naturgegebene Machtlosigkeit gegenüber Krankheit, Klima-Ereignis, Konjunktureinbruch und kosmischen Schlägen schon lange nicht mehr anerkennen will.

Ich beobachte: Das Gefühl der Machtlosigkeit wird nicht mehr hingenommen, sondern stattdessen zugekleistert mit Pseudo-Rettungen: Halbseidene Schnellschussimmunisierungen, ressourcenfressende E-Autos, nicht recyclebare Windparks, inflationäres Geld-Drucken. Und für den Asteroiden: der „Sirenen-Übungstag“.

Alles, bloß nicht Nichtstun. Alles, bloß nicht zugeben, dass man eben nichts wirklich kontrollieren und vermeiden kann, und dass man eben auch mal Pech haben kann, als Einzelner, als Gruppe und als Gattung. Zu groß ist die Angst vor der eigenen Machtlosigkeit.

Zu tun, als ob man die Geißeln der Menschheit eindämmen oder gar „regeln“ könne, obwohl dies erfahrungsgemäß seit Adam und Eva eher ausgeschlossen ist, diese Einstellung zum Leben, zur Welt, nennt man schön altgriechisch: Hybris.

Im Klartext: Hochmut, Überheblichkeit, Vermessenheit.

Hybris resultiert aus einer tiefen Unsicherheit. Unsicherheit ist das Wesen unserer Existenz. Wir könnten theoretisch in 5 Minuten tot sein. Oder in 5 Jahrzehnten glatt noch leben. Es gibt keine Garantie, für nichts. Unsicherheit ist der Kern des Lebens.

Diesen Wesenskern zu leugnen, das schwebende Damokles-Schwert wegzufantasieren, das ist die wahre Leugnung. Unsicherheit muss nämlich sein, sie ist eine der wichtigsten Spielregeln. Der Tod ist die mächtigste Unsicherheit von allen. Das geht jedem, der an Vermessenheit leidet, so richtig auf den Docht.

Viel zu viele Menschen haben inzwischen viel zu viel Angst vor dem Tod. Sie reagieren auf jede potentielle und auch nur eingebildete Bedrohung mit Panik. Zu viele Menschen stellen die wichtigste Spielregel infrage. Sie wollen den Tod nicht mehr hinnehmen. Offenbar steht ihnen das ewige Leben zu.

Hybris.

Wir wissen ja alle -irgendwie- um unseren eigenen Tod, er ist unausweichlich. Wir können ihn zwar nicht begreifen, und meiden das Thema, aber wir wissen: Er kommt, und holt uns irgendwann.

Was tun mit diesem Wissen?

Viele Möglichkeiten gibt es nicht. Man akzeptiert (B)- oder man akzeptiert nicht (A).

A.

Wenn man den Tod nicht akzeptiert, ihn leugnet, dann heißt das nicht, dass der Tod ausbleibt. Er kommt trotzdem, nur gegen den erklärten eigenen Willen. Er kommt, selbst wenn man ihn bekämpft, ihn ignoriert, ihn auslacht. Dann hat man sein Leben eben damit verschwendet, sich nicht auf den Tod vorzubereiten.

Das ist, was – nennen wir es Gott* – mit den Vermessenen macht: Gott* lässt die Hochmütigen gewähren bis zum Schluss. Sie hatten ja die Wahl. Das böse Erwachen kommt dann am Ende: Als Leugner ist man innerlich nicht bereit, wenn der Sensenmann anklopft. Panik wird einen ergreifen. Im Nachhinein ist man dann schlau, und muss zugeben, dass der Tod nicht zu leugnen war, und alle Arbeit und jede Gegenmaßnahme umsonst war.

B.

Die andere Variante ist das Gott*vertrauen. Sich darauf verlassen, dass es kommt wie es kommt, und dass es meistens gut kommt. Sich an die Naturgesetze und den eigenen Instinkt und den gesunden Menschenverstand halten. Blind darauf vertrauen, dass man als Mensch, Gruppe und Gattung (fast) immer handlungsfähig und anpassungsfähig ist, und auch künftig sein wird. Dass man in aller Regel die meisten Prüfungen nicht nur überleben sondern sogar mit Bravour meistern wird, um danach noch unkaputtbarer zu sein.

Das ist gelebte Spiritualität: Die eigene Existenz, das bisherige eigene Überleben als Beweis anzuerkennen, dass man behütet wird, dass man gewollt ist, dass das Leben eine schützende Hand über einen hält – über alle hält – so lange man die Regeln des Lebens verinnerlicht und befolgt. Die Rede ist von den alten Regeln: Gutes Essen, gutes Wasser, guter Schlaf, gute Freunde, gute Arbeit, gutes Heim, guter Glaube.

Und wenn man nun schon an eine schützende Hand glaubt, an das Gute, dann ist man schon ganz nah daran, die Angst vor dem Tod zu verlieren. Wer keine Angst mehr vor dem Tod hat, ist zu übermenschlichen Leistungen fähig – und überlebt, prosperiert, gedeiht. Das ist der Lohn für eine ordentliche Prise Spiritualität.

Der Mensch ist ein Überleber! Er ist ein Viech!!

Der Weltuntergang liegt hinter uns, nicht vor uns.

Und, verdammich, der Mensch ist noch da!

Die Erde hatte schlimmste Dürren, und Eiszeiten und Einschläge, und Hungersnöte und Kriege und Taifune, Tsunamis, Nagasaki. Und die Pest. Und die Sintflut. Alles vorbei. Wir haben es überlebt. Die Menschen, die heute auf der Erde leben, sind direkte Nachfahren der anpassungsfreudigsten und entbehrungsfähigsten und spirituellsten Menschen, die die Welt bisher gesehen hat.

Unsere Ahnen entkamen dem Tod, weil sie ihn ernst nahmen, als Teil des Lebens und eben nicht als ungerechte Strafe. Weil sie die (lähmende) Angst und die (krankmachende) Panik vor dem Tod überwunden haben, weil sie sich ihrem Schicksal ergaben und das Beste draus machten, und nicht naiv-passiv auf Wunder, Techniktricks oder Experten hofften – sondern auf Gott* / und das Leben an sich / und auf sich selbst vertrauten.

Uns dämmert also, dass der Tod „abgeschafft“ werden soll. Dass das Sterben um jeden Preis quasi untersagt oder zumindest aufgeschoben werden soll. Wir erkennen, dass die Weltverbesserer und Weltretter „das Böse“ mal wieder und mal wieder endgültig abgeschafft werden soll, mittels Kontrolle, Überwachung und Verboten.

Wir nehmen wahr, dass so manche „da oben“ de facto Gott spielen. Vermutlich weil sie selber nicht mehr an Gott* glauben? Weil sie es besser hinzukriegen glauben als der Schöpfer höchstpersönlich. Und ich meine nicht nur die politische Elite, sondern auch die akademische, die wirtschaftliche, die mediale und jede andere wichtigtuerische.

Doch diese von Leugnern und Rettern gelenkte Welt ist nun an die Grenzen gestoßen. Das Weltsystem mit seinen zahlreichen Untersystemen ist in seiner derzeitigen Form am Ende. Nichts funktioniert mehr richtig, oder nicht mehr lange. Viele grundsätzliche Überzeugungen lösen sich auf – und müssen sich auflösen, damit es eine lebenswerte Zukunft geben kann. Wir ahnen es, wir wissen es, tief drinnen spüren wir es. Es will raus aus uns, doch noch raunen wir nur.

Wir können natürlich auch das System-Ende leugnen, Weiter so! rufen, und Wir schaffen das! und in störrischer Vermessenheit weiter an staatliche oder internationale Rettung „vor dem Bösen“ glauben. Oder wir können anerkennen, dass die Show nicht mehr zu retten ist und das Theater wegen Umbau eine Weile geschlossen sein wird.

Dynamische Systeme – und die menschliche Zivilisation ist so eins – zerbrechen, sobald sie zu sehr aus dem Gleichgewicht geraten. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist, dass dynamische Systeme wie das unsrige selbstorganisierend sind, und nach dem Zusammenbruch relativ schnell und völlig selbstorganisiert auf einer höheren Ebene einen neuen Gleichgewichtszustand erreichen.

Die Evolution macht Sprünge, keine Schritte.

Das wird nicht nur spaßig. Es kommt viel Arbeit auf uns zu. Doch Panik hilft hier nicht. Nur Vertrauen und Zuversicht hilft.

Und eine ordentliche Portion Spiritualität.


Tim Daugs
Tim Daugs

Tim betreibt ein Online-Business. Bisweilen veröffentlicht er hier, was ihn gerade bewegt und beschäftigt.