Richard Heart und tim 1

 

Ja, ich bin immer noch in Krypto. Jetzt wieder. Wegen Richard Heart.

Darüber gleich mehr, doch zunächst ein kleiner Plausch aus dem Nähkästchen:

Derzeit (Stand Sep 2023) und für die nächsten ein bis drei Jahre halte ich zuhauf genau zwei Coins.

  1. HEX (auf der Ethereum-Chain)
  2. Pulsechain/PLS (auf der Pulsechain)

Andere Coins sind mir inzwischen völlig egal.

Zugegeben, ich habe auch noch ein paar Electroneum-Coins, aber die sind seit Jahren als Teil der Insolvenzmasse der neuseeländischen Skandalbörse Cryptopia gefangen, und ich werde nur einen Bruchteil zurückbekommen. Wenn überhaupt. Lehrgeld.

Alle anderen Coins und Tokens habe ich im Laufe der letzten Jahre verkauft, die meisten mit gutem Gewinn. Krypto war gnädig zu mir.

Das große Interesse jedoch ist etwas verloren gegangen. Corona hat alles plattgemacht, die Konferenzen waren plötzlich tot, vor allem in Asien. Lange ist es her, dass ich in Hong Kong auf einer Blockchain-Konferenz war…

Dann kam AI (künstliche Intelligenz, viel einfacher anzuwenden als Krypto) und hat den Blockchains die Show gestohlen. Und alles was Krypto nach vielen Jahren schönster Versprechungen geleistet hat, waren alberne NFTs. Und wer weiß, was NFTs sind, versteht wie enttäuschend das unterm Strich alles immer noch ist.

Bitcoin, das ewige Talent…

Die Blockchain-Revolution im ganz großen Stil lässt weiter auf sich warten, und mal sehen ob sie jemals kommt. Oder ob ihr gar das so genannte Zentralbankgeld zuvorkommt.

Letzteres glaube ich übrigens nicht, denn es ist technisch kaum zu machen, und wird von der Bevölkerung sowieso nicht mitgetragen werden. Falls Zentralbankgeld kommt, dann nicht auf echter Blockchainbasis, und erst recht nicht als einziges Zahlungsmitte. Niemals.

Das andere Damokles-Schwert, das über Krypto hängt, ist das mögliche totale, weltweit koordinierte Krypto-Verbot durch staatliche Behörden. (Teil-)Verbote im Kryptoversum gab es schon immer (Verbot von Mining mal hier, und von Trading mal dort, etc.), und Anklagen gegen Krypto-Börsen, Blockchain-Gründer und sogar Krypto-Influencer waren in 2023 ganz groß in Mode.

Doch auch an ein Generalverbot glaube ich nicht, weil es praktisch kaum umzusetzen ist, denn es gibt kein Bitcoin-Hauptquartier, wo die Polizei mal eben eine Razza machen kann – Stichwort „dezentral“.

Stattdessen bemühen sich riesige Vermögensverwalter wie Blackrock um die Zulassung eines Bitcoin-ETFs, damit auch der breite Markt investieren kann, ohne sich mit den schrecklichen technischen Details von Kryptowährungs-Transaktionen befassen zu müssen. Denn wahr ist: Ein einziger Fehler, und deine ganzen Coins sind für immer weg.

Die aktuelle Situation, bestehend aus Rezession, Inflation, Kriegsgefahr und geopolitischen Spannungen bieten für Krypto mittelfristig wenig Raum für Phantasie, das Geld sitzt ohnehin nicht mehr so locker.

Aber auch hier kann ich mich irren, denn gerade in den Zombie-Jahre während der sogenannten „Pandemie“ hat Krypto gut Gewinn gemacht. Meine im Preis ordentlich steigenden Coins waren während der Corona-Zeit oft der einzige Trost angesichts des ganzen Maßnahmen-Horrors.

Man stelle sich das vor, was für eine erbärmliche Welt! Aber so war es.

Am besten performte während dieser Zeit in meiner Wallet der sogenannte HEX-Token. Die Geschichte dazu ist so skurril, dass ich sie kurz erzählen möchte:

Meine ganz persönliche Richard Heart Story

Vor Jahren, als es quasi nur Bitcoin und ein paar Dutzend anderen Chains gab, und ich noch Feuer und Flamme war für die Blockchain-Bewegung, folgte ich einem Podcast, wo wöchentlich wechselnde Gäste den Markt kommentierten. Einer fiel mir besonders auf: Richard Heart.

Der war nämlich eine echte Typ. Ein Serien-Unternehmer, helles Köpfchen, Marketing-Genie, große Klappe, Amerikaner, aber garantiert mit deutschen Wurzeln, denn in Wahrheit heißt er Richard Schuler (also Schüler). Meine Urgroßmutter war ebenfalls eine adoptierte „Schüler“, das fand ich irgendwie sympathisch.

Seine politischen Ansichten sind ultra-libertär, und das gefällt mir. Richard ist extrem streitbar, er liebt Debatten und verbales Boxen.

Überhaupt ist Richard Heart extrem „umstritten“ – doch genau das finde ich interessant.

Umstritten ist heutzutage ein Chriffre für „Er kann noch selber denken“ und „bei ihm ist man vor Politischer Korrektheit sicher“.

Umstritten zieht mich daher magisch an.

Mr. Heart stammt übrigens aus einer streng gläubigen Zeugen-Jehovas-Familie. Er war in der Schule der einzige Weiße in seiner Klasse, die nur aus Schwarzen bestand. Er war schon Self-Made-Millionär, bevor er sich mit Krypto beschäftigte.

Lange Jahre gab er sich als „Bitcoin-Maximalist“, hat also alle anderen Blockchain-Ökosysteme ausgelacht und fertiggemacht, jahrelang. Vor allem Ethereum hat er abgelehnt. Es gab nur Bitcoin für ihn – oder nichts.

Aber ab 2018 hat Richard jedoch plötzlich den HEX-Token entwickelt. Und zwar auf Basis der Ethereum-Blockchain. Na guck mal einer an! Er ist lernfähig!

Er hat einen Smart Contract schreiben lassen, wonach an einem Stichtag allen Besitzern von Bitcoin eine Menge HEX geschenkt wurde, ein „free airdrop“ also.

Je mehr Bitcoin man hatte, desto mehr HEX bekam man geschenkt – wenn man das wollte. Man musste nur 3 Links klicken, und voilà: schon hatte man ein paar HEX in seiner ETH-Wallet. Auch konnte man HEX kaufen, im Tausch für ETH. In der Folge hat Richard Heart HEX-Coins im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar verkauft.

Klar, dass er „umstritten“ ist.

HEX selber ist sowas wie Festgeld auf Kryptobasis, man konnte es staken, also fest anlegen, und der Programm-Code und die Logik des Tokens sorgte dafür, dass immer weniger HEX zur Verfügung standen, bei gleichzeitig steigender Nachfrage. Das Ding ging durch die Decke.

Wer sehr früh für 100 Euro Hex gekauft hat, war an einem bestimmten Punkt zwei Jahre später Millionär (falls man rechtzeitig verkauft hat). Denn es ging irgendwann plötzlich (natürlich!) rapide bergab… Krypto eben… doch auch heute wären diese früh investierten 100 Euro immer noch 10.000 Euro wert, immerhin.

Richard hat sich 10 Lambos gekauft, den größten Diamanten der Welt, und 100 Rolex Uhren oder so, keine Ahnung was noch. Doch er hat auch eine riesige Menge anderer Leute richtig reich gemacht. Hut ab dafür.

Leute, die zu spät zu HEX kamen, waren echt sauer.

So, und nun zu mir. Ich selber hatte zeitlebens nie mehr als 2 oder 3 Bitcoins in der Wallet, mein Fokus lag auf den „Altcoins“, und als es den „free Airdrop“ gab, wollte ich ihn unbedingt haben, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt keine Bitcoins hielt, und erst recht kein echtes Geld für HEX ausgeben wollte, das war mir viel zu spekulativ, und mein Gled steckte in anderen Krypto-Projekten.

Was tat ich? Ich ging zu einem Bekannten, von dem ich wusste, dass er einen Haufen Bitcoins besaß. Ich sagte ihm, hey, ich besorge uns free coins auf Basis deiner Bitcoins und meines know how, und wir teilen den Erlös. Er war einverstanden.

Nach einem Jahr endete unser Stake und unsere HEX waren ein paar Tausend Euro wert. Mein Bekannter nahm seine Hälfte, tauschte sie in ein paar ETH, und war zufrieden.

Ich hingegen hielt die HEX, und während der Lockdown-Zeit stiegen die in krasse Höhen. Auf dem Papier hatte ich aus exakt Null Euro Einsatz über 200.000 Euro Gewinn gemacht. Auf dem Papier, wie gesagt.

Ich verkaufte leider nicht am Peak, sondern zu spät, also nachdem der Peak längst überschritten war, und es im Fahrstuhl steil bergab ging.

Ich verkaufte übrigens deshalb zu spät, weil ich die Haltefrist einhalten wollte für die Steuerfreiheit beim Verkaufen. Tja, ich war damals so sauer auf den Staat (wegen der überzogenen Corona-Maßnahmen), dass ich lieber auf Profit verzichtete, als auch nur einen Cent Gewinnsteuer ans Finanzamt abzudrücken. Erbostheitsluxus der Extraklasse. Auf deutsch: Ich war dumm. Gefühle sind eben bei finanziellen Dingen oft kontraproduktiv.

Trotzdem war es ein erhebendes Gefühl: Jede Menge Cash kam rein. Geschenktes Geld.

Einfach nur, weil ich Richard Heart auf Youtube folgte, einen Bekannten mit einspannte, und Zeit vergehen ließ.

Mir braucht heute niemand zu sagen, man müsse Geld haben, um Geld zu verdienen. Es geht auch ohne.

Wenn ich diesen Geldregen vergleiche mit der langen und nervraubenden Arbeit in Zusammenhang mit einem Wohnungskauf, oder mit Steueroptimierungsstrategien, oder mit dem Konzept „Stundenlohn“, dann wird mir ganz anders.

ALLE Arten Geld zu verdienen sind sind LÄCHERLICH im Vergleich zu einem erfolgreichen Krypto-„Investment“. Es gab in der letzten Dekade keinen besseren Weg wohlhabend zu werden, als regelmäßig Krypto zu kaufen, abzuwarten, und noch mehr zu kaufen.

Die große Frage ist nun: Wird sich das wiederholen?

Keine Ahnung!

Ich hoffe es – glaube es aber erst, wenn es wieder losgeht am Krypto-Markt.

Schon 2017 war ich ein Richard-Heart-Maximalist, bin es heute noch, und werde es auch bleiben. Der Junge hat mir einige wichtige Lebens-Lektionen erteilt. Dafür bin ich ihm dankbar.

Ich bin 2019, lange vor dem HEX-Höhenflug, sogar extra nach Malta zu einer Krypto-Konferenz geflogen, weil er dort auftrat, und ich ihn mal mit meinen eigenen Augen sehen wollte.

Ich habe ihn kurz vor seinem Vortrag im Vorsaal entdeckt, bin auf ihn zugegangen, er hatte (natürlich!) eine schöne Frau an seiner Seite, und ich steckte ihm die Hand hin: „Hey Richard, I just wanted to shake your hand.“

Er schüttelte mir dir Hand, „Nice to meet you, man!“, und entschuldigte sich, weil er tatsächlich auf die Bühne musste, und dann wurde er verkabelt und war weg. Sein Vortrag war unterhaltsam, sein Anzug/Kostüm irgendwie auch.

Ich dachte, okay, ich werde ihn wohl nie wiedersehen. Gut zu wissen, dass er ein echter Mensch war, mit Manieren.

Dann, eine Stunde später, tippte jemand an meiner Schulter, und ich drehte mich um, und Richard Heart sagte zu mir, dass er mir doch versprochen hatte, nach seinem Vortrag mehr Zeit zu haben, und hier wäre er nun.

Das fand ich stark. Das imponierte mir. Das hatte Stil. Er kam auf mich zurück, einfach so!

Seitdem habe ich großen Respekt nicht nur vor dem Marketing-Genie Richard Heart, sondern auch vor seinem Charakter.

Er nahm sich Zeit. Wir machten Smalltalk, ein Gespräch ging nicht, denn plötzlich kamen noch viele andere Fanboys, um seine Hand zu schütteln. Aber diese Leute hat er nicht gesucht, er hat zuerst mich gesucht 🙂

Am Ende machten wir noch Selfies, und ich fragte ihn, ob wir eins machen könnten, auf dem wir wie äh, Idioten aussehen. Weil, wenn der Typ eines Tages Milliardär sein sollte, dann, so dachte ich, hätte ich ein schönes Jackpot-Foto…

Hier.

 

Richard Heart und Timmi 3

Richard Heart und Timmi 2

Richard Heart und Timmi 1
Auf einer Krypto-Konferenz auf Malta (2019), mit Richard Heart, Erschaffer von HEX und PULSECHAIN

 

Das war meine Richard Heart Story.

Ich habe, nachdem HEX um 99% gefallen war, wieder eine paar HEX gekauft, jetzt, im Sommer 2023. Teils aus Nostalgie, teils aus, na klar, Gier.

Wenn Krypto wieder durchdreht und Mondpreise erzielt, dann habe ich lieber HEX als Bitcoins in der Wallet, denn Bitcoin steigt vielleicht um das 10-fache, aber bei HEX geht theoretisch viel mehr.

Ungefähr zur gleichen Zeit, als ich wieder bei HEX eingestiegen bin, hat die US-Börsenaufsicht Richard Heart übrigens angeklagt. Wegen angeblich „Irreführung“ oder was weiß ich, ist auch egal. Derzeit werden so viele Krypto-Götter von den Behörden angegriffen, das kann man alles nicht mehr ernst nehmen.

Weil er in Finland lebt, juckt ihn das jetzt erstmal nicht direkt, und er wird sich juristisch wehren, zumal die Vorwürfe lachhaft bis absurd sind. Vielleicht zahlt er eine Strafe, damit er seine Ruhe hat, und gut ist.

Aber trotzdem ging ein Raunen durch die sozialen Medien. Und besonders glücklich wird er über die Anklage auch nicht gewesen sein, zumal gerade sein Kinofilm „The highest of stakes“ auf Tournee ging. Alle Welt hasst jetzt Richard Heart (again).

Ich nicht. Im Gegenteil. Ich bin sicher, in drei Jahren lacht er sich einen Wolf.

Der Kurs für HEX brach natürlich fett ein, und auch sein neues Baby, PULSECHAIN (PLS), wurde, quasi gleich nach dessen Launch, mit dem Bade ausgeschüttet. Der Wert für PLS ist jetzt nur noch 10% des „Ausgabepreises“.

Womit ich bei der zweiten Story wäre.

Diese aber muss sich erst noch entfalten, denn sie ist noch nicht geschrieben.

Nur soviel: Nach dem Erfolg von HEX hat Richard Heart ein neues Projekt entflammt: PULSECHAIN.

Das ist diesmal kein Token, sondern eine eigene Blockchain: PLS ist eine Ethereum-Fork, mit schnelleren Transaktionszeiten, extrem geringen Gebühren (heftige Gebühren sind seit Jahren ein Riesenproblem bei Ethereum) und mit deflationären, also preissteigernden Elementen im Code.

Der Preis ist aktuell so niedrig, und die Reputation von Pulsechain dank böse böse Richard Heart so dermaßen am Boden, dass ich quasi kaufen musste. Hier fließt das sprichwörtliche Blut in den Straßen, laut Rothschild der ideale Zeitpunkt um zu kaufen.

Ich wollte eigentlich erst abwarten, bis sich ein Aufwärts-Trend abzeichnet, aber angesichts dieser überraschend katastrophalen Lage habe ich ordentlich in PLS investiert. Es war nicht gerade einfach, das zu bewerkstelligen (denn PLS wurde aus vielen DEXes rausgeworfen, und an zentralen Krypto-Börsen wird nirgends das „pöse pöse PLS“ gehandelt), aber natürlich kriegt man das hin.

Der Kaufprozess ist also derzeit schwierig und holprig, noch dazu so viele „bad news“ – doch der PLS-Preis fällt jetzt einfach nicht mehr!

Niemand will mehr seine PLS verkaufen. Die Richard-Heart-Gemeinde hoddelt und kauft verbilligt nach.

Nicht auszudenken was passiert, wenn irgendwann mal „good news“ aus der Kryptowelt kommen. Dann werden alle denken: Shit, Bitcoin ist schon wieder so teuer, gibt es nicht was Neueres, Billigeres, Heißeres? Was ist denn eigentlich dieses Pulsechain, von dem plötzlich alle reden?

Ich bin bereit, mein PLS-Investment vollständig zu verlieren, es würde mich finanziell nicht berühren, und ja, ernsthaft, ich bin gleichzeitig bereit, diesen Betrag zu verzwanzigfachen.

Das wäre erneut: nice.

 

PS: Es versteht sich von selbst, dass dies keine Anlageberatung ist. Ich sage dir nicht, was du tun sollst. Ich berichte hier nur von mir selbst.

Abschließend noch ein zwei Selfies, der Nostalgie wegen:

Auch auf dieser Konferenz in Hong Kong (2018), mit very sexy Jimmy Song, Bitcoin Programmierer und Bitcoin Evangelist. Er war früher oft in dem Podcast-Talk zu Gast, wo ich auch auf Richard Heart aufmerksam wurde.

 

Auf der Konferenz in Malta (2019), mit Richard Ells, Founder und CEO von Electroneum.com – mit dem Electroneum-ICO habe ich gut Geld verdient, und einiger meiner Leser auch.

Tim Daugs
Tim Daugs

Tim betreibt ein Online-Business. Bisweilen veröffentlicht er hier, was ihn gerade bewegt und beschäftigt.